1963 Chevrolet Impala
Wer Ende 1962 die Verkaufsprospekte der neuen Chevrolets durchforstete, fand zum Beispiel die komplett neuen Corvette Stingrays. Dagegen erhielten Chevy 2 und Corvair nur sehr dezente Änderungen in kleinen Details und bei den Fullsizefahrzeugen ging man den Mittelweg. Rein technisch änderte sich nicht viel an den 1963er-Modellen, optisch versuchte man jedoch den Eindruck großer Neuerungen zu erzielen. Das neue Design war geradliniger und kantiger, das Dach wurde beim Coupé zwar vom Vorjahr übernommen, jedoch verschwanden die geknickten A-Säulen, die als letztes Überbleibsel an die Panoramascheiben vergangener Tage erinnerten. Der Innenraum erhielt neben den sich jährlich ändernden Stoffmustern ein völlig neu strukturiertes Armaturenbrett.
Drei verschiedene Serien standen den Käufern zur Verfügung: Biscayne, Bel Air und Impala. Der Impala verkaufte sich mit 832 600 Einheiten mit Abstand am besten, wobei hierbei die SS-Modelle mit 153 271 Fahrzeugen mitgerechnet sind, da sie 1963 noch keine eigenständige Serie bildeten. Das Bel Air Hardtop Coupé mit seinem Bubble-Top-Dach fand sich in diesem Jahrgang nicht mehr in den Showrooms, somit waren die Impalas die einzigen Fullsize Hardtop Coupés im Programm von Chevrolet. Eine Seltenheit, die zwischen 1955 und 1975 nur 1959 und 1963 vorkam – genau genommen nur 1963, denn 1959 gab es zumindest auf dem kanadischen Markt ein zweitüriges Bel Air Coupé.

Frontside Up, die typische Lowriderpose. Schönes Detail: Die polierte Heckblende rund um die Rücklichter.
So viel zu den harten Fakten, die allein aber heute, also 54 Jahre später, wohl nur eine nebensächliche Rolle spielen, wenn man sich auf die Suche nach dem persönlichen Traumwagen macht. Wie jeder Jahrgang aus dieser Zeit sind auch die 1963er-Impalas absolute Klassiker, die auf dem Wunschzettel so mancher Enthusiasten ganz oben stehen. Wie kein anderes Fahrzeug hat sich der Impala als das Lowrider-Modell schlechthin in die Köpfe gebrannt. Der Erstkontakt wurde dabei nicht selten durch die in den 90er-Jahren auf MTV auf und ab laufenden Musikvideos diverser Hip-Hop-Größen hergestellt. Die eigentlichen Stars dieser Videos waren oft die durch die Ghettos hüpfenden Lowrider.
So gesehen von Tom aus Rosenheim, der bereits als Jugendlicher bei den Videos von Dr. Dre und Eazy E (Only if you want it, Let me ride, Nuthin’ but a G-thang, Still Dre) die Impalas bewunderte. Zwei Jahrzehnte später ist er selbständiger Unternehmer, verheiratet und Vater zweier Kinder – und der Wunsch nach einem Lowrider ist in der ganzen Zeit nie wirklich verschwunden. So flog er die letzten zehn Jahre fast jährlich nach Los Angeles, wo ohne Zweifel das Herz der Lowriderszene schlägt. Angespornt durch den Input, den er sich dort holte, stieg verständlicherweise auch der Wunsch nach einem eigenen Fahrzeug. Ein 63er- oder 64er-Impala-Coupé sollte es sein. Dabei spielte es erstmal keine Rolle, ob er noch ein originaler Klassiker oder schon ein Lowrider war. 2015 begann Tom mit der intensiven Suche, zuerst in Deutschland und Holland, denn er wollte ein Gefühl für die Preise auf dem europäischen Markt bekommen. Schnell kam er zu der Erkenntnis, dass sich ein Import aus den USA lohnen würde, da zum einen mehr Fahrzeuge angeboten werden und zum anderen gute Fahrzeuge in Showqualität günstiger zu haben sind als in der Heimat. Nach einer längeren Suche im Internet stieß Tom schließlich auf eine Anzeige für einen 63er-Impala in Chicago. Der Wagen befand sich bei einem Sammler, der über 20 Fahrzeuge besaß, hauptsächlich Impalas. Da er zwei 63er in seiner Sammlung hatte, beschloss der Besitzer, einen zu verkaufen. Der zum Verkauf angebotene Wagen wurde von Hi-Low Custom Hydraulics in Los Angeles Frame-Off restauriert und zum Showcar umgebaut. Nach seiner Fertigstellung wurde er lediglich im Trailer von Show zu Show gefahren.

Das Interieur des Jahrgangs 1963 wurde im Vergleich zu den Vorjahren 1961/62 vollkommen überarbeitet und fand sich in den Grundzügen auch noch 1964.
Während der Restaurierung erhielt der Impala eine neue Innenausstattung und die Karosserie wurde im originalen Farbton „Aqua“ in Kombination mit einem weißen Dach lackiert. Da es sich um ein rostfreies Fahrzeug aus Kalifornien handelte, waren keine Schweißarbeiten nötig. Das Pinstriping und Silver Leafing stammt vom leider bereits verstorbenen Künstler Angelo, eine bekannte Größe in der Lowriderszene. Doch das eigentliche Herz eines Lowriders befindet sich unter dem sichtbaren Äußeren. Entsprechend wurden der komplette Rahmen und die A-Arms verstärkt und ein Vier-Pumpen-System von Hi-Low mit acht Batterien verbaut. Um den Showcharakter zu unterstreichen, wurden sämtliche Achs- und Fahrwerksteile sowie sämtliche Teile im Motorraum verchromt oder poliert.
Das Ganze geschah bereits 2002. Inzwischen sind einige Jahre und Shows vergangen und als der Wagen schlussendlich bei Tom in Oberbayern eintraf, war schnell klar, dass er an manchen Stellen nachbessern musste. So verbaute er an der Vorder- und Hinterachse neue Hydraulikzylinder und ein Satz neuer AGM-Batterien fand seinen Weg in den Kofferraum. Zurzeit ist Tom wieder in den USA unterwegs, um Teile für den weiteren Umbau zu besorgen. So sollen Panhard Bar und Banana Bar als Hinterachsaufhängung einer Y-Bone-Konstruktion weichen und die Trailing Arms müssen welchen mit angeschweißten Powerballs weichen, um das Konzept der 12-Zoll-Hydraulikzylinder von Coilunder auf Coilover zu ändern. Der positive Effekt der Aktion: Die Hinterachse ist ohne jegliches Spiel mittig zentriert, was ein sauberes Arbeiten der Hydraulik ermöglicht und damit auch den 3-Wheel Motion Move, den der Impala bislang nicht beherrscht. Für den kommenden Winter steht im Wesentlichen nur noch eine Überarbeitung der Lackierung auf dem Programm, aber bis dahin wird Tom mit dem Impala erstmal ausgiebig über die Voralpen-Boulevards cruisen.
Ein großer Dank geht an Christian P. aus Biberach, den Rollerz Only Germany und Patrick B. aus Essen, die Tom bei anfänglichen Problemen mit der Hydraulik mit Rat und Tat zur Seite standen.
Text & Fotos: Michael Schmidbauer
Technische Daten:
- Hersteller: Chevrolet
- Model: Impala Hardtop Coupé
- Baujahr: 1963
- Motor: Chevrolet 283cui V8
- Getriebe: 2-Gang-Powerglide-Automatik
- Rahmen: verstärkter X-Frame
- Hydraulik: 4 Pumpen von Hi-Low
- Hydraulikzylinder: 8″ Vorderachse, 12″ Hinterachse
- Batterien: 8 AGM 48V
- Felgen: 14″ Dayton 100 Spokes Wire Wheels
- Soundsystem: 3 Rockford Fosgate Amps, Rockford Fosgate Speakers, 2 Alpine R12 Subwoofer
- Hinterachse: original, verchromt
- Vorderachse: original, verchromt
- A-Arms: verstärkt und verchromt
- Lenkung & Lenkgestänge: original, verchromt
- Innenkotflügel: original, verchromt
Galerie
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