Wie in einem Artikel über ACC (Anorak City Choppers) bereits angekündigt, berichten wir in dieses Mal von Manus fertigem Bike. Ende Mai ist traditionell Baumis Backyard Bash BBQ, das sich in der Regel über drei bis vier Tage abspielt und bei dem alle möglichen Leute rund um das Flakes’n’Primer Forum mit ihren alten Autos und Mopeds aufschlagen, um gemeinsam zu feiern, zu fachsimpeln und natürlich auch um zu schrauben und zu fahren. Wir nutzten die Gelegenheit, um bei feinstem Wetter Manus neueste Kreation abzulichten – eine 1954 Triumph Yamaha 650XS. Eine passende Location ist in Niederbayern schnell gefunden und so ging es einfach einmal quer über die Straße hinter eine alte Mühle, wo es direkt losgehen konnte.
Ein Triumph Rahmen als Ausgangspunkt
Eine kleine Annonce im Internet brachte den Stein für dieses Projekt ins Rollen: „Triumph Pre-Unit Rahmen mit David Bird Loop Heck zu verkaufen, Standort Neu-Ulm“. Eine ideale Ausgangsbasis für ein Projekt, bei dem man sich handwerklich und frei jeglicher Restriktionen ins Zeug legen kann. Denn mehr als einen Rahmen gab es nicht, sodass alle zu verwendenden Teile noch nicht vorhanden waren. Der Plan war, von vornherein einen möglichst schmalen Starrahmen-Chopper mit einem überschaubaren Budget zu bauen. Starrahmen-Chopper für einen schmalen Taler? Das geht nur mit etwas Glück, Kreativität und viel Eigeninitiative, und über den Tellerrand sollte man zudem auch sehen können.
Technikspender: Yamaha XS650
Als Technikspender wurde eine zerlegte Yamaha XS650 gekauft, wobei die nicht benötigten Teile direkt wieder weiterverkauft wurden, um den Kostenrahmen geringzuhalten. Dem XS650-Motor wird manchmal nachgesagt, dass er eine Weiterentwicklung eines Triumph-Motors sei, was so jedoch nicht wirklich stimmt. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Entwicklungs- und Rennabteilung von Triumph, Percy Tait, war lediglich an der Weiterentwicklung des ursprünglichen XS1-Rahmens beteiligt, zum XS650-Motor besteht keinerlei Verbindung. Der Viertakter mit gleichläufigem Paralleltwin weist im Ursprung mehr Ähnlichkeiten mit den Entwicklungen von Horex auf, das aber nur am Rande. Der Motor ist sehr zuverlässig, sieht optisch gut aus und ist schlank, optimale Voraussetzungen für die angestrebte Zielsetzung.

Der unter dem Sattel verbaute Kasten enthält nicht etwa einen Öltank, hier ist die Elektrik untergebracht.
Selbstredend musste so gut wie alles aneinander angepasst werden, was aber kein Problem ist, wenn man die nötigen Werkzeuge und Freunde zur Hand hat. So wurde das gesamte Projekt in der Werkstatt von ACC mit der tatkräftigen Unterstützung von Christian Sommer umgebaut. Die Unterzüge musste beispielsweise neu verlegt werden, da der XS650-Motor höher als ein Pre-Unit von Triumph ist. Zeitgleich wurden neue Motorhalter gefertigt. Da auch die XS-Gabel weiterhin genutzt werden sollte, wurde sie von unnötigen Halterungen befreit und mit Hilfe eines selbstgedrehten Lagerschalenadapters verbaut. Das 21-Zoll-Vorderrad und das 18-Zoll-Hinterrad entstammen ebenfalls dem Yamaha-Teilefundus und wurden aufpoliert und neu eingespeicht. Dazu gab es eine passende Avon-Bereifung.
Über die Details auf dem Weg zum Unikat
Und dann ging es auch schon um die vielen Details, die eine solche Maschine immer zum Unikat werden lassen. Der originale Triumph-Motor hatte einen zusätzlichen Öltank verbaut, den der XS650-Motor nicht mehr benötigte. Es wäre also ein unschöner Leerraum im Rahmen entstanden, den es zu füllen galt. Denn der ohnehin schon verlängerte Rahmen hätte sonst zu lange gewirkt. Da Manu sowieso die gesamte Elektrik neu aufbauen musste, entschloss er sich dazu, einen Behälter in Form eines Öltanks zu bauen, der große Teile der Elektrik beinhaltet.
Die Sissybar und den Heckfender der 1954 Triumph Yamaha 650XS fertigten die zwei in einem Arbeitszug, damit alles gut aufeinander abgestimmt ist. Um den Heckfender gleichmäßig an den Reifen anzupassen und die Halter dementsprechend zu postieren, benutzten sie eine dicke Motorradkette, welche sie um den bereits eingepassten Reifen legten. Der Fender wurde darüber gelegt und die Halter angeschweißt. Kleine Tricks erleichtern das Leben, was besonders bei genauen Messarbeiten oft sehr viel Zeit und Nerven spart. Um weiterhin dem Prinzip einer sehr schmalen Maschine treu zu bleiben, fertigten sie auch gleich noch einen individuell auf die Maschine abgestimmten Lenker an. Die Mid-Controls mitsamt einer sauberen Führung für die Umlenkwelle stammen selbstredend auch aus den Händen der beiden Schrauber, dazu gesellte sich dann auch noch langsam der Sitz, welcher aus einem selbstgebogenen Alublech besteht, das später gepolstert und bezogen wurde.
Das Finale
Nachdem alles gebaut und angepasst wurde, war es an der Zeit, der 1954 Triumph Yamaha 650XS das richtige Finish zu verpassen. Es sollte simpel und trotzdem ausdrucksstark werden, einfach passend zum ganzen Konzept des Motorrads. Nachdem alles wieder zerlegt war, ging der Rahmen zum Pulverbeschichten. Tank und Schutzblech blieben in Bare Metal mit einer Klarlackschicht zum Schutz vor Rost, der Motor wurde mit Trockeneis gestrahlt.
Vom Beginn des Projekts bis zum ersten Straßenkontakt vergingen fünf Monate, der Winter wurde also erfolgreich überbrückt. Vor allem der gemeinsame Aufbau in der ACC-Garage machte diesen Chopper zu einem unvergesslichen Projekt für Manu. Das macht Lust auf mehr! Mit einer ausgestatteten Werkstatt und guten Freunden braucht man theoretisch ja nicht mal mehr schlafen, denn „Schlafen ist nämlich ein völlig überbewertetes Mittel der Erholung, man kann in der Zeit auch Chopper bauen!“, so Manu. Na dann, legt mal los Jungs! Wir sind gespannt auf weitere Projekte!
Fotos & Text: Michael Schmidbauer
Technische Daten: 1954 Triumph Yamaha 650XS „Ride, Ride, Ride“
Rahmen | 1954 Triumph Pre-Unit |
Heck | David Bird Loop Frame/modifiziert (ACC) für XS650-Motor |
Motor | Yamaha XS650 mit Powerdynamo-Lichtmaschine (keine Batterie) |
Felge vorne | XS Performance 21 Zoll, Edelstahl-Speichen, Avon-Bereifung |
Felge hinten | XS650 Hochschulter 18 Zoll, Edelstahl-Speichen, Avon-Bereifung |
Gabel | XS650 geshavet, gecleant |
Lenker | Eigenbau Edelstahl |
Sitz | Eigenbau ACC |
Sissybar | Eigenbau ACC |
Fender | Chop-It, modifiziert |
Tank | Choppertank mit 2,2 Gallonen Fassungsvermögen, geschliffen mit Klarlack |
Fußrasten | Rocket Inc. |
Mid-Controls | Eigenbau ACC |
Elektriktank | Eigenbau ACC |
Elektrik | Eigenbau ACC |
Rücklicht | Motone |
Galerie: 1954 Triumph Yamaha 650XS „Ride, Ride, Ride“















