Udo Kuklau von Hot & Chili Racing und seine Rennmaschine haben wir euch bereits in einer anderen Story vorgestellt. Hier zeigen wir euch nun seine zweite Maschine, eine 1947 Harley-Davidson Knucklehead. Udo, von jeher ein Jäger und Sammler und noch dazu ein begnadeter Mann am Blech, hatte sich zum Ziel erklärt, im Alter von 50 Jahren eine Knucklehead zu besitzen und zu fahren. Wer ihn kennt, weiß, dass er seine Pläne auch umsetzt, und so hat Udo es nun schon ein Jahr vor seinem eigentlichen Zeitplan, mit 49, vollbracht. Das Ergebnis spricht, wie ihr sehen könnt, eindeutig für sich, aber natürlich auch für Udos Talent und Handwerkskunst.
Die Basis – eine 1947er Harley-Davidson Knucklehead
Eine richtige Basis als solche gab es für das Bike zunächst eigentlich nicht. Es besteht vor allem aus diversen Teilen, die sich im Laufe der letzten 20 Jahren angesammelt haben. Dazu gab es dann eine Prise Neuteile und am Ende wurde alles mit einer ordentlichen Portion kreativem Eigenbau gewürzt. Der eigentliche Aufbau des Bikes mit allem, was dazugehört, dauerte lediglich drei Monate. Udo liebt die Herausforderung, deshalb lässt er sich bei einem Projekt gerne von vorhandenen Teilen inspirieren und im weiteren Verlauf treiben. So war das Bike nicht von vornherein fest geplant, vielmehr ergab sich ein Schritt nach dem anderen, ein Teil fügte sich zum nächsten.Zauberwort Aluminium
Eine Vorgabe hat er sich jedoch selbst gesetzt: Er wollte zum ersten Mal richtig mit Aluminium arbeiten. Hierfür besorgte er sich natürlich das nötige Werkzeug, um alles perfekt machen zu können. So kam Nickl von den Rumbler Nomads an einem Sonntag bei ihm in die Werkstatt nach Straubing, um den Platz für ein mächtiges English Wheel auszumessen. Nickl fertigte schließlich die Einzelteile im Laserverfahren und brachte sie wieder zu Udo, der den so entstandenen Bausatz zusammenschweißte und komplettierte. Den essentiellen Rollensatz ließ er sich von einem wahren Zerspankünstler aus der Region anfertigen, von Jürgen Feyrer, genannt Porno. Um die damit gefertigten Aluminiumteile schlussendlich weiter verarbeiten zu können, musste selbstredend auch noch ein passendes Schweißgerät extra für Aluminium eine neue Heimat in der Werkstatt finden.

Der Tank der Harley Davidson wurde aus Aluminium handgefertigt und hat ein Fassungsvermögen von 11 Litern. Das Alu wurde geschliffen und poliert, der Verschluss ist aus Messing.
Der Sattel als Kunstwerk
Dieselbe Vorgehensweise wandte er bei den anderen Aluminiumteilen an. Dabei ist der Sattel ein ganz besonderes Kunstwerk geworden: Er besteht aus zwei einzelnen Schalen, die penibel miteinander verschweißt wurden. Vom Schweißvorgang sieht man selbst nichts mehr, denn alles wurde fein säuberlich poliert und die Sattelpfanne wirkt nun wie aus einem Guss. Der hintere Fender wurde ebenfalls aus Aluminium gefertigt. Die gesamten Aluminiumarbeiten kosteten Udo etwa drei Wochen Zeit, in der er viel Erfahrung im Umgang mit diesem Material sammeln konnte.
Weitere Eigenanfertigungen an der 1947 Harley-Davidson Knucklehead umfassen den Seitenständer, die Fußrastenanlage, die Haltespangen für den Kotflügel und den Lenker. Um dem blanken, polierten Aluminium einen Kontrast entgegenzusetzen, entschloss sich Udo dazu, zahlreiche Anbauteile und Akzente aus Messing zu verwenden. Diese kommen aber zugegebenermaßen zum Großteil nicht aus eigener Fertigung. So wie ich Udo kennengelernt habe, ist aber nicht auszuschließen, dass er in Zukunft auch noch diesen Weg beschreiten wird. Alle Teile, die bei Hot & Chili gefertigt werden, sind übrigens Unikate. Nichts wird mehrmals gebaut.
„Jedes Teil wird individuell angefertigt, nichts davon in Serie hergestellt. Ich sehe das eher aus künstlerischer Sicht und will die Teile explizit für das jeweilige Projekt anfertigen.“
Die Technik
In technischer Hinsicht wollte Udo einerseits die alte Optik erhalten, andererseits wollte er doch eine Portion an Mehrleistung. Ein originaler Panhead-Motor liegt zwar in seinem umfangreichen Sammelsurium bereit, für dieses Projekt entschied er sich aber dazu, einen neuen S&S-Knucklehead mit 1600ci zu verbauen. Die passende Edelstahlauspuffanlage mit Dämpfer entstand wiederum in Eigenregie.
Als schließlich alle Teile fertig und vor Ort waren, baute Udo nur noch alles zusammen. Die ganze 1947 Harley-Davidson Knucklehead wurde mit Titan-Flugzeugschrauben zusammengeschraubt. Als die letzte Schraube angezogen war, war die Knucklehead bereit zur ersten Ausfahrt − oder besser gesagt: wäre bereit gewesen, wenn nicht einer der heißesten Sommertage in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Bei 39 Grad ein Bike anzukicken, ist kein großer Spaß, und so verschob Udo den Erststart um ein paar Tage. Etliche Tage später kam Udo dann in eben diese Situation: ein heißer Sommertag und die Harley wollte sich an der Tankstelle einfach nicht ankicken lassen. Nach etlichen Versuchen kam auch schon der Tankwart mit einer Flasche heraus: „Trink lieber was, du bist ja schon ganz weiß im Gesicht“, meinte er. Daraufhin rief Udo seinen Sohn an, der den Rollstarter mitbrachte und schon sprang die Knucklehead, ohne zu murren, an.Was bringt die Zukunft?
Inzwischen ist Udo aber schon daran, das Anspringverhalten zu verbessern. Unter anderem soll der S&S-Vergaser, der noch auf den Bildern zu sehen ist, künftig durch einen Linkert-Vergaser ersetzt werden. Alles in Allem läuft die Maschine aber rund und zaubert Udo ein deutliches Grinsen auf das Gesicht, und uns auch! Ich bin schon gespannt, was wir noch so alles aus der Hot & Chili Garage erwarten dürfen.
Fotos & Text: Michael Schmidbauer
Technische Daten: 1947 Harley-Davidson Knucklehead „Hot Knuckle“
Baujahr | 1947 |
Marke | Harley Davidson |
Rahmen | 1947 Harley-Davidson „Bullneck“ |
Motor | 1600ci S&S-Knucklehead |
Vergaser | S&S |
Luftfilter | Dellorto |
Getriebe | mechanisches Viergang, Ratchet Top |
Kupplung | Harley-Davidson, umgebaut mit Kugellager (statt Walzlager) |
Auspuff | 2 in 1 Edelstahl, mit Schalldämpfer |
Tank | handgefertigter Alutank, 11 Liter Fassungsvermögen, Alu geschliffen und poliert, Verschluss aus Messing |
Benzinhahn | Messing |
Ölkühler | Panhead, 50er-Jahre |
Anschlüsse & Verbindungsstücke | Messing Seitenständer: Hot & Chili-Eigenbau aus Edelstahl |
Fußrastenanlage/Midcontrols | Hot & Chili-Eigenbau |
Tacho | Ducati Scrambler |
Gabel | Custom-Chrome-Springergabel |
Riser | Biltwell Edelstahl |
Lenker | Hot & Chili-Eigenbau |
Bremshebel & Kupplungshebel | Kustom Tech |
Gasgriffgehäuse | Kustom Tech |
Taster, Hupe & Fernlicht | Kustom Tech |
Scheinwerfer | Crime Scene Choppers |
Rücklicht | Alugehäuse |
Kickerpedal | Messing |
Spiegel | 1940 Ford |
Sattel | Obere Pfanne/untere Pfanne innen hohl, Hot & Chili-Eigenanfertigung |
Hinterer Fender | Hot & Chili-Eigenbau aus Alu Spangen |
Kotflügel | Hot & Chili-Eigenbau |
Seitlicher Kennzeichenhalter | Hot & Chili-Eigenbau |
Felgen vorne | 21 Zoll Akront Alu |
Felgen hinten | 4,25 x 16 Zoll Akront Alu |
Reifen vorne | Avon Speedmaster MK2 |
Reifen hinten | Avon 5.00 x 16 Zoll |
Bremse vorne | W&W Cycles Doppelduplex |
Bremse hinten | Trommelbremse (mechanisch) |
Galerie: 1947 Harley-Davidson Knucklehead „Hot Knuckle“











