Ungewöhnlich? Gerne! Hot Rods sind an sich ja schon etwas Außergewöhnliches, besonders hier in Deutschland. Auch wenn die Szene seit Jahren wächst und es inzwischen keineswegs mehr an entsprechenden, attraktiven Veranstaltungen mangelt, sind und bleiben sie etwas Besonderes. Der Name Ford ist dabei so fest mit dem Begriff Hot Rod verbunden, dass man fast glauben könnte, es gibt keine andere Möglichkeit, als ein entsprechendes Modell aus Dearborn als Basis zu nehmen, will man das Ziel, einen echten Hot Rod zu besitzen, erreichen. Und tatsächlich sieht man Fahrzeuge anderer Hersteller nur sehr selten in dieser Form umgebaut. Erst weit abgeschlagen hinter dem Klassenprimus Ford kommen Chevrolet und Plymouth an zweiter und dritter Stelle.
Dass es noch exotischer geht, beweisen weltweit einzelne schöpferisch kreative Köpfe immer wieder aufs Neue, wie in unserem Fall Christian mit seiner Opel-Limousine, Modell 1,8 Liter, Baujahr 1931. Als Mittelklassewagen konzipiert, mit einem 32 PS starken 1,8-Liter-6-Zylinder-Reihenmotor ausgestattet, wurden von 1931 bis 1933 insgesamt 32285 Exemplare hergestellt. Verglichen mit den im selben Zeitraum produzierten knapp 1,2 Millionen Fords wird schnell klar, wie unwahrscheinlich es ist, einen Opel Hot Rod anzutreffen.

Der Schöpfer und seine Schöpfung: Christian und sein 1931er Opel Hot Rod in seiner neuen Wahlheimat in Bayern.
Ungewöhnliche Basis, kleines Budget
Der aus Magdeburg stammende, inzwischen in Bayern wohnende Christian begann seine Schrauberkarriere 2006 mit einem Dodge Pick-up. An diesem Versuchsobjekt übte der gelernte Gießereimechaniker und -techniker seine ersten Schweiß- und Karosseriearbeiten. Doch schon kurz darauf hatte er eine besondere Begegnung, die seine Vorstellungen von einem Auto wohl für immer verändert hat: In einer Zeitschrift sah er eine Werbung für die Hot Rod Decadence, die damals vom Smokin Shutdown Magazine in Berlin veranstaltet wurde. Kurzentschlossen fuhr er hin und sah so zum ersten Mal in seinem Leben echte Hot Rods. Weitere Treffen wie das Race 61 und das Headbanging in Finsterwalde folgten und die einzig logische Schlussfolgerung für den heute 32-Jährigen war, dass ein Hot Rod her musste.
Aus finanzieller Sicht war klar, dass er ihn selbst bauen und bei der Wahl der Basis und der zu verwendenden Teile flexibel sein musste. 2008 war es dann so weit, als bei eBay eine passende und bezahlbare Basis auftauchte. Nach längerem Überlegen schlug Christian schließlich zu. Die aufgerufenen 1400 Euro in der Tasche und den Trailer am Zugfahrzeug ging es los in Richtung Hamburger Umland, um den Opel eine ganze Zeit lang zu begutachten und schlussendlich aufzuladen und nach Hause zu bringen. Schon am nächsten Tag begann Christian damit, den Wagen zu zerlegen. Der Zustand war dem Kaufpreis entsprechend schlecht. Es mussten zahlreiche Karosserieteile ersetzt werden, sodass insgesamt wohl 70 Prozent der Bleche neu gemacht sind.
Vom Plan zum Opel Hot Rod
Von Anfang an stand der Plan fest, die Karosserie zu choppen und sie gechannelt wieder über einen modifizierten Rahmen zu setzen, um den Wagen möglichst tief zu bekommen. Da ihm die dadurch erreichten Proportionen nicht wirklich gefallen wollten, entschloss sich Christian während der Blecharbeiten auch noch dazu, ein Sectioning durchzuführen. Das heißt, der Wagen wurde durch das Heraustrennen eines Blechstreifens aus der unteren Karosseriehälfte noch tiefer. Die Innenausstattung blieb erst einmal sehr rudimentär und als Antriebsstrang setzte Christian auf bewährtes Material in Form einer Chevy-350/350-Kombination. Bei der Elektrik, Technik und Lackierung konnte der Magdeburger auf die Hilfe seiner Freunde zählen.
Christian und der Road Devils Car Club
Auf den zahlreichen Treffen, auf denen Christian während der Aufbauzeit unterwegs war, begegnete er schließlich Thom und Olli vom Road Devils Car Club. Man kam schnell ins Gespräch und am Ende luden die beiden Christian nach Weil am Rhein zu ihrem jährlichen Treffen ein. Schon ein Jahr später, 2010 um genau zu sein, war der Hot Rod zum ersten Mal startklar und Christian wurde auch prompt in den Club aufgenommen.
Es folgte ein fast schon jährlicher Motorwechsel, denn entweder war ihm der Motor zu schwach oder es ging etwas kaputt. Alle Motoren, die Christian verbaut hatte, waren 350ci-Chevy-Small-Blocks, ab und an mit Köpfen von einem 327er ausgestattet. 2015 entschloss sich Christian jedoch dazu, dem endlich ein Ende zu setzen und einen Motor zu verbauen, der zuverlässig und potent ist. Die Wahl fiel auf einen Dart-406ci-V8 von Boyette aus North Carolina, den Florian, ein Berliner Freund, orga- nisierte. Christian musste den Motor nur noch einbauen und genießt ihn seither. Einziger Wermutstropfen: Bislang reichte die Leistung nur für einen zweiten Platz beim Headbanging und beim Race 61. Doch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Der Opel Hot Rod wird vor allem eins: gefahren. Christian fährt in bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
In der Zwischenzeit baute Christian eine passende Auspuffanlage für den Opel. Hierfür nutzte er 2 1/4 Zoll starke Edelstahlrohre, aus denen er auch die Krümmer fertigte. Mit der Innenausstattung hat er mittlerweile ebenfalls begonnen und will diese in diesem Winter fertigstellen. Sein Freund Jimmie von den Road Devils hilft ihm außerdem bei der Erneuerung der Elektrik.
Das nächste Projekt ist bereits in Arbeit
Neben seinem Hot Rod, mit dem er nun seit Jahren auf 1/8-Meile-Rennen und Hot-Rod-Treffen unterwegs ist, hat Christian bereits mit seinem nächsten Projekt begonnen: Ein Plymouth Business Coupé von 1950, das ihm sein Freund Brian von den Road Devils aus Texas besorgt hat. Der Wagen soll ein cooles Kustom-Reisemobil mit Top Chop, Airride und Metalflake-Lacepaint-Lackierung werden. Ein weiteres ungewöhnliches Modell, bei dem wir sicher sind, dass Christian wieder einen absoluten Hammer hervorzaubern wird. Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden!
Fotos & Text: Michael Schmidbauer
Technische Daten: 1931 Opel Hot Rod „The Blitz“
Baujahr | 1931 |
Marke | Opel |
Modell | 1,8 Liter |
Ausführung | Limousine |
Motor | Dart 406ci V8 (auf Basis eines Chevrolet SmallBlock), Dart-Block, Dart-SHP-Aluminium-Köpfe, Dart-Ansaugbrücke, Mahle-Schmiedekolben, Scat-Kurbelwelle, Comp-Camps-Nockenwelle |
Vergaser | Holley 750 Double Pumper |
Krümmer | Edelstahl (Eigenbau) |
Auspuffanlage | 2 1/4 Zoll Edelstahl (Eigenbau) |
Getriebe | Verstärktes TH350 |
Schalthebel | Lokar Shifter |
Karosseriemodifikationen | 10 cm Top Chop, Channeling |
Rahmen | Z’ing vorne und hinten |
Vorderachse | 1957 Chevrolet Pick-up |
Hinterachse | gesperrte Ford 9″ mit 3,3er-Übersetzung aus einem Lincoln Continental mit 4-Link-Aufhängung und Federbein |
Bremsen vorne | 1957-Chevrolet-Trommelbremse |
Bremsen hinten | Lincoln-Continental-Trommelbremse |
Felgen vorne | Chevrolet 6 Loch 5×15″ |
Felgen hinten | Chevrolet 6 Loch 8×15″ |
Reifen vorne | Firestone Diagonal Wide Whites 5×15″, Coker Tire |
Reifen hinten | Firestone Diagonal Wide Whites 8.2×15″ |
Lenkung | 1957 Chevrolet Pick-up |
Lenkrad | Grant |
Tank | Wartburg 311 |
Armaturenbrett | Wartburg 311 |
Sitze | Trabant |
Scheinwerfer | Speedway Guide 682-C |
Rücklichter | 1950 Pontiac |
Galerie: 1931 Opel Hot Rod „The Blitz“















